Eigentlich ist Apple bekannt dafür, dass sie bei ihren Geräten und Betriebssystemen das Thema Datenschutz und Privatsphäre groß schreiben. Doch mit den neuen Updates von iOS und iPadOS die in diesem Spätjahr kommen sollen, soll sich das wohl laut Vorstellungen des Konzerns ändern.
In der offiziellen Kommunikation des Konzerns klingt das zwar nicht nach Veränderung der bisherigen Strategie, rein faktisch dürfte es das aber auf kurz oder lang sehr wohl sein. Doch von Anfang an:
Ende letzter Woche gab Apple bekannt, mit den neuen System für iPhone und iPad einen Algorithmus mitzuveröffentlichen, der Bilder, die Kindesmissbrauch oder Kinderpornografische Inhalte zeigen, an eine offizielle Stelle melden soll. Sollte dieser Algorithmus bei einem Gerät anschlagen, würden die betroffenen Bilder erst von einem Team bei Apple überprüft und ggf. weitergegeben.
Kritiker und Datenschützer sehen hierin einen deutlichen Dammbruch. Es sei betont, dass es definitiv nicht darum geht, Ermittlungen bezüglich Kinderpornografie oder Kindesmissbrauch zu erschweren oder gar zu unterbinden. Bei der Kritik geht es vielmehr darum dass zum einen nicht bekannt ist, wonach der Algorithmus konkret sucht oder wie zuverlässig er arbeitet. Davon abgesehen ist es ein ziemlich tiefer Eingriff in die Privatsphäre der Nutzer, wenn alle Besitzer von iPhone Geräten einen Algorithmus aufgesetzt bekommen, der ihre Bilddatenbanken analysieren soll – somit werden alle Nutzer regelrecht unter Generalverdacht gestellt und beobachtet.
Des weiteren birgt es die Gefahr, dass man mit diesem Schritt auch die Tür dafür öffnet, dieses System auf weitere Bereiche der Inhaltsanalyse auszuweiten, bspw. bei Terroranschlägen, Drogenbanden, unliebsamen Aktivisten(gruppen) oder Journalisten, etc. . Vor allem passt es so gar nicht in der Konzernpolitik von Apple – gerade nachdem vor ca. 6 Monaten auf dem YouTube Kanal von Apple ein Video von Tim Cook veröffentlicht wurde, in dem er über die Wichtigkeit von Datenschutz spricht (siehe hier). Auch auf dem deutschen Kanal wurde ein Zusammenschnitt der letzten Entwicklerkonferenz zum Thema Datenschutz online gestellt (siehe hier).
Man fragt sich also, was bei Apple gerade vor sich geht, dass hier ein solcher Wechsel im Vorgehen abspielt und welchen Hintergrund dies haben mag. Vor allem müsste doch gerade Apple klar sein dass sie die Nutzer, die gezielt wegen des Datenschutzes zu ihnen gekommen sind, mit diesem Schritt womöglich massiv verprellen. Denn man weiß schließlich nicht, ob dieser Algorithmus bspw. auch schon anschlägt, wenn man die eigenen Kinder in einer Badesituation fotografiert.
Es bleibt also abzuwarten, ob Apple hier stur auf seiner Linie bleibt und bei der finalen Veröffentlichung der neuen Systeme den Algorithmus implementiert bleibt, oder ob sie ihn doch noch rechtzeitig aus der Software entfernen. Sollte es bei den aktuellen Planungen bleiben, kann ich nach bisheriger Einschätzung ehrlich gesagt leider nicht empfehlen, auf die neuen Systeme zu aktualisieren.
Bei heise-online wurde heute Mittag im Podcast übrigens auch live über das Thema heiß diskutiert, wie ihr hier auch noch nachträglich nachverfolgen könnt:
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